Erstellt: Oktober 2009
Grundsätzlich sind Aquarellfarben erst einmal eines: Wasserfarben. Viele besondere Effekte für die Aquarelle bekannt sind, werden durch den Gebrauch von Wasser erzielt.
Den ein oder anderen wird obige Bezeichnung „Wasserfarben“ vielleicht an den typischen Schulmalkasten erinnern, doch dieser enthält andere, wenn auch verwandte, Farben. Die Farbkästen die für den Schulunterricht angeboten werden können zwar auch auf eine Art benutzt werden die ermöglicht, dass man aquarellartige Effekte erzielen kann, jedoch ist ihre Farbzusammensetzung häufig nicht vergleichbar mit der eines hochwertigen Aquarellkastens. Letzterer besitzt in den meisten Fällen feinere und höherwertigere Farbpigmente, klarere Bindemittel und weist damit auch bei starker Verdünnung eine höhere Farbbrillianz auf.
Aquarellfarben sind im Gegensatz zu z.B. Öl- oder Acrylfarben auch nach dem Trocknen noch wasserlöslich und somit wieder anlös- und auswaschbar. Es wird in der Regel nicht mit deckenden, sondern mit durchscheinenden Farbschichten gearbeitet, daher wird bei Aquarellen auch häufig mehr Wasser als Farbe benutzt.
Natürlich können Aquarellfarben auch dick angerührt werden, sodass man sie deckend auftragen könnte. Jedoch geht dabei schnell ihr typischer Charme verloren und es gibt zudem andere Farbensorten, die für eine deckende Arbeitsweise besser geeignet sind.
Wie bereits angesprochen wird beim Aquarellieren viel Wasser benutzt. Daher ist es wichtig, dass man auf Papieren arbeitet die diesen Wassermengen auch standhalten können. Herkömmliches Druckerpapier mit einer Stärke um die 80g/m² würde sich bei einer großen Menge an Wasser gnadenlos wellen oder schlimmstenfalls sogar reißen.
Aus diesem Grund macht es Sinn auf spezielles Aquarellpapiere oder Aquarellkartons zurückzugreifen, die alterungsbeständig sowie abriebfest sind und nicht zu viel Farbe und Wasser saugen was wichtig ist, damit die Farbe auf der Oberfläche des Papiers bleibt und nicht einsickert. Derartige Aquarellpapier gibt es in unterschiedlichen Größen und Stärken sowie mit verschiedenen Strukturen und Farben. Es sind Papier mit sehr rauer oder fast reliefartiger bis hin zu relativ glatter oder auch matter Oberfläche erhältlich, wobei sich bei jeder Papiersorte die Aquarellfarbe auf der Oberfläche unterschiedlich verhalten kann.
Canson, Studienaquarellblock, rau, 300g/m² | Hahnemühle, Echt-Bütten Karton, rau, 200g/m² | Schleicher & Schuell, Torchon, rau, 275g/m² | Hahnemühle, Echt-Bütten Ingres, 100g/m² |
---|---|---|---|
Da Aquarellpapiere derartig unterschiedliche Eigenschaften haben können, ist es ratsam sich bei Künstlerbedarfsläden umzuhören, ob diese Papierproben vorrätig haben. Solche, meist direkt von den Herstellern zur Verfügung gestellten, kleinen Musterbögen können bei der Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Papier sehr hilfreich sein, da man sie mit nachhause nehmen und erst einmal testen kann.
Die Papiere kann man sowohl als Blöcke als auch als einzelne Bögen kaufen. Bei den Blöcken ist wichtig, dass sie mehrseitig geleimt sind. Dies verhindert noch einmal zusätzlich das Wellen des Papiers. Kauft man Papiere als Bögen, so sollte man sie bei Benutzung von viel Wasser am besten aufspannen. Dies ist z.B. mit Kreppklebeband auf einer Holzplatte möglich.
Arbeitet man mit viel Flüssigkeit ist es wichtig, dass alle Materialien die man benutzt dieser auch standhalten können.
Um dies zu gewährleisten wäre eine Möglichkeit Motive ganz ohne Vorzeichnungen aufs Papier zu bringen, sodass kein anderes Material benötigt wird, oder sie höchstens mit Bleistift vorzuzeichnen. Möchte man jedoch deutlich sichtbare Konturen benutzen, so sind diverse wasserfeste Liner oder auch wasserfeste Tuschen eine gute Wahl.
1. Copic Multiliner
2. Faber Castell Ecco Pigment
3. Staedtler Pigment Liner
4. Tachikawa Extra Fine School Pen
5. Deleter Federhalter mit Nikko G-Pen
6. Brause Federhalter und No 51 Zeichenfeder
z.B. Bruynzeel-Sakura oder Deleter Black 3 Tusche
Wenn man sich Pinsel anschafft sollte man keinesfalls zum erstbesten und günstigsten Pinsel greifen. Der Ein-Euro-Laden z.B. ist daher für die Anschaffung von Pinseln erst einmal tabu. Natürlich ist der Hang zum Sparen verständlich, da der Kauf von Künstlermaterialien viel Geld schlucken kann. Jedoch lässt sich sagen, dass brauchbare Pinsel zwar ihren Preis haben, dafür aber auch meist eine gute Qualität und eine längere Lebensdauer aufweisen.
Der Unterschied zwischen einem gut und einem billig verarbeiteten Pinsel ist beim Arbeiten durchaus spürbar. Dies bemerkt man nicht nur in der genaueren Führ- und Formbarkeit der Pinselspitze, sondern auch bei dem Problem des „Haarens“.
Billige Produktionen fangen schnell an Haare zu verlieren, die man daraufhin nicht nur in seinem Wasserbecher schwimmend wiederfindet, sondern schlimmstenfalls auch noch in den bereits aufgetragenen Farbflächen. Diese Haare wieder aus der Farbe zu entfernen ohne dabei etwas zu verwischen kann sehr nervenaufreibend sein und ist daher nicht zu empfehlen.
Bei der Arbeit mit Aquarellfarben können allgemein ganz unterschiedliche Pinseltypen Verwendung finden. Gemeinsam haben sie aber, dass es sich allgemein um Haar- und nicht um Borstenpinsel handelt, sie damit eine gewisse Weichheit aufweisen und nicht zu sehr auf dem Papier kratzen. Bei den handelsüblichen Haarpinseln unterscheidet man dann noch einmal zwischen Echthaar- und Synthetikpinseln. Hierbei kann man zwar nicht sagen, dass eine Sorte generell die bessere wäre (gut gearbeitete Synthetikpinsel können durchaus besser sein als so mancher nachlässig gearbeiteter Echthaarpinsel), jedoch besitzen sie unterschiedliche Eigenschaften. Synthetikpinsel sind meiner Erfahrung nach etwas robuster und elastischer als Echthaarpinsel, dafür sind letztere meist deutlich weicher und können unter Umständen mehr Farbe auf einmal aufnehmen. Was man letztendlich bevorzugt ist eine Frage des persönlichen Empfindens, ich für meinen Teil benutze beide Pinselsorten.
1. oben breit, unten spitz zulaufend
2. flach mit breiter Kante
3. schmal, nach unten leicht spitz werdend
Bezüglich der Größe der Pinselspitze sollte sich diese im besten Falle der Größe des benutzten Grundes anpassen. Je größer das benutzte Papier wird, desto mehr sind auch große Pinsel von Vorteil.
Zusätzlich zu der Größe lässt sich auch die Form der Pinselspitze je nach Gebrauch auswählen. Pinsel die zum Griff hin recht breit und nach unten schmaler werden haben zwar im Endeffekt genauso viel bzw. genauso wenig Auftragsfläche wie ein vergleichbar großer Pinsel der bereits oben schmal ansetzt, können jedoch mehr Wasser auf einmal speichern. Dies kann bei gewissen Bearbeitungsarten von Vorteil sein da man so seltener Farbe aufnehmen muss. Solch ein Pinsel könnte jedoch bei Arbeiten, bei denen es auf eine sehr genaue Kontrolle der Farbe ankommt unter Umständen etwas hinderlich sein. Pinsel mit breiter und flacher Kante eignen sich wiederum besonders für das
möglichst gleichmäßige Färben breiterer Flächen.
Die am Anfang auf dem Foto gezeigten Pinsel sind jene, die ich persönlich am häufigsten benutze. Jedoch verwende ich sie in der Regel niemals alle auf einmal. Mir reichen meist nur zwei bis drei unterschiedlich Größen für ein einzelnes Bild.
Aquarellfarben kann man sowohl in Tuben, also auch in sogenannten Näpfchen kaufen. Bei letzterem unterscheidet man noch einmal zwischen ganzen und halben Näpfchen. Während man bei Tubenfarben von der Palette arbeitet, können Näpfchen in kleinen oder großen Aquarellkästen einsortiert und direkt aus ihnen benutzt werden. Die Unterschiede in beiden Formen der Farben liegen
darin, dass Aquarellfarbe aus der Tube bereits einen flüssigen beziehungsweise pastenartigen Zustand aufweist.
Die Farben in den Näpfchen sind hingegen in fester Form vorhanden und müssen zur Benutzung mit Pinsel und Wasser angelöst werden. Die unterschiedlichen Farbzustände finden meist entsprechend der Vorliebe des Benutzers und der Größe der Papiere Verwendung. Halbe Näpfchen passen in kleinere Aquarellkästen die man leichter transportieren und somit auch einfacher für das Arbeiten im Freien verwenden kann. Jedoch sind sie nicht so gut zur Arbeit mit sehr breiten oder dicken Pinseln geeignet. Hier bietet sich daher eher eine Benutzung von ganzen Näpfchen oder sogar, sollte man besonders dicke Pinsel benutzen, eine Verwendung von Tubenfarben an.
Beim Lasieren werden dünne, durchscheinende Schichten an Farben übereinander gelegt, sodass sie neue bzw. dunklere Töne ergeben. Dabei bleibt der Untergrund, also entweder die Papierfarbe oder die darunterliegende Farbschicht, aufgrund der Transparenz immer noch zum Teil sichtbar.
Bei dieser Technik wird der Untergrund zuerst mit Wasser angefeuchtet bevor man die Farbe aufträgt. Dabei entstehen durch jenes nasse Papier besonders weite Verläufe. Die Farbe wird hierbei zu einem bestimmten Grad unkontrollierbar, was jedoch durchaus einen gewissen Reiz haben und interessante Zufallseffekte ergeben kann. Je nach Papiersorte und verwendeter Wassermenge verläuft die Farbe mal mehr mal weniger stark.
Die Verlaufstechnik wird auf trockenem Untergrund angewendet. Es bestehen zwei verschiedene Möglichkeiten der Anwendung: Zum einen kann man mit dieser Technik Farben auslaufen lassen, zum anderen kann man mit ihr aber auch zwei Farben verbinden.
Beim Auslaufen einer Farbe wird zuerst eine Fläche in gewünschter Farbigkeit angelegt und anschließend eine Wasserfläche auf das Papier gesetzt. Dann beginnt man sich mit dem nassen Pinsel von der Wasserfläche zur Farbfläche vorzuarbeiten bis sie letztendlich miteinander verbunden sind, die Farbe in das Wasser hineinläuft und so mehr und mehr an Kraft verliert.
Wünscht man Verläufe mit zwei Farben funktioniert dies nach dem gleichen Prinzip. Jedoch ist es in einem solchen Fall eine Überlegung wert, sich von beiden anstatt von einer Seite zur Mitte (und somit zum Treffpunkt) vorzuarbeiten.
Da Aquarellfarben wie erwähnt auch nach dem Trocknen noch wasserlöslich bleiben, ist es möglich im Nachhinein Farben abzutragen.
Dazu geht man entweder mit einem sauberen Pinsel noch einmal auf das noch nicht ganz getrocknete Papier, nimmt Farbe in den Pinsel auf und somit vom Papier ab. Oder man nässt auf dem bereits getrockneten Bild die Bereiche die man abtragen möchte noch einmal an und trägt die Farbe anschließend ab.
Rubbelkrepp ist ein gummiartiger Maskierfilm, der auf Bereiche des Papiers aufgetragen werden kann die während des Bearbeitens keine Farbe aufnehmen sollen. Auftragen sollte man diese milchige Flüssigkeit nur mit einem alten, bereits unbrauchbaren Pinsel oder mit etwas vergleichbar unempfindlichen (einem Holzstäbchen zum Beispiel). Da sich die Flüssigkeit nicht wieder komplett auswaschen lässt würde man sich andernfalls die Pinsel ruinieren.
Nach dem Aufbringen muss man es einige Zeit trocknen lassen, bevor man mit den Farben hinübermalen kann.
Sind die Aquarellfarben später getrocknet, kann man das Rubbelkrepp ganz einfach durch Reibung mit dem Finger wieder ablösen.
Durch das Streuen von Effektsalz auf die noch feuchten (aber im Idealfall nicht mehr pitschnassen) Farbflächen eines Aquarellbildes, kann man interessante Muster und Strukturen erzeugen.
Der Unterschied zu normalem Speisesalz besteht darin, dass die Körner des Effektsalzes in der Regel etwas größer sind und somit mehr Wasser aufnehmen bzw. von der Papierfläche abziehen können.
Auf den übrigen Seiten befindet sich die Dokumentation der Entstehung eines Aquarellbildes,
welches als Arbeitsbeispiel dienen soll. Ich gehe dabei noch einmal auf einige der vorher genannten
Techniken ein und erläutere anhand des Beispielbildes wie man sie in der Praxis anwenden kann.
Bei die Skizze und der Vorzeichnung arbeite ich noch auf normalem Druckerpapier anstatt auf Aquarellpapier. Das tue ich, damit in der Oberfläche auf der ich später mit den Farben arbeite keine Bleistiftreste oder Kerben vom zu starken Aufdrücken beim Vorzeichnen zurückbleiben können.
Für die groben Grundformen und die Platzierung der Körperteile benutze ich einen Stift mit magentafarbiger Mine. Anschließend arbeite ich die Details mit Bleistift aus.
Per Leuchttisch (wer keinen hat kann auch einfach eine Fensterscheibe benutzen) übertrage ich das Bild mit dem Tachikawa School Pen sauber auf mein Aquarellpapier.
Dabei füge ich auch noch einige zusätzliche Details an.
Auf den übrigen Seiten befindet sich die Dokumentation der Entstehung eines Aquarellbildes, welches als Arbeitsbeispiel dienen soll. Ich gehe dabei noch einmal auf einige der vorher genannten Techniken ein und erläutere anhand des Beispielbildes wie man sie in der Praxis anwenden kann.
Ich beginne bei den Haaren mit der Benutzung der Aquarellfarben und verwende dafür die Nass-in-Nass Technik. Ich befeuchte die gesamte Haarfläche und lasse die Farbe rechts von den Haarspitzen aus in die Fläche laufen.
Auch beim Hemd nutze ich die Nass-in-Nass Technik. Allerdings setze ich hier die Farbe nicht nur an einer Seite an, sondern verteile verschieden große Farbtupfen auf der Nassen Fläche. Die Augen färbe ich ebenfalls blau.
Bevor ich mit der Arbeit an der Mütze beginne, warte ich bis die danebenliegende Farbfläche der Haare ganz getrocknet ist (wer ungeduldig ist kann auch auf einen Fön zurückgreifen). Dies ist ist wichtig, da ich so verhindern kann, dass mir versehentlich blaue Farbe in die Haare läuft.
Den Hintergrund färbe ich zuerst mit einem hellen Braunton ein. Anschließend warte ich bis die Grundfläche ein bisschen getrocknet ist verteile dann in der noch leicht nassen Farbe zusätzliche, dunkle Farbpunkte.
Hintergedanke bei dieser Vorgehensweise ist, dass die dunkle Farbe sich zu stark verteilen würde, wenn die Grundfarbe noch zu nass sein sollte.
Nun geht es an die ersten Schattierungen und ich muss mir daher überlegen von welcher Seite das Licht kommen soll. Ich entscheide mich für Rechts und beginne dementsprechend bei den Haaren und der Mütze die Schatten auf der Linken Seite anzulegen.
Bei der Färbung der Haut gehe ich anders vor als bei den vorherigen Flächen. Hier lege ich nicht zuerst einen Grundton an, sondern beginne direkt damit, dass ich auf dem diesmal trockenen Papier die Schattenflächen setze.
Zudem ist in der Zwischenzeit die Farbe des Hemdes auch in der Mitte getrocknet, sodass ich das Halstuch grundieren kann.
Ich arbeite mich bei der Haut durch lasierendes Arbeiten von den dunklen zu den hellen Tönen vor. Ich lege solange Schichten übereinander bis ich die Gewünschte Hautfarbe und ausreichende Abstufungen zu den Schattenbereichen hin erzielt habe.
Nun lege ich die Grundierungen für die Hosenträger, die Handschuhe und die Brille an. Nachdem diese getrocknet sind, setze ich mit der Lasurtechnik erste Schattierungen beim Halstuch und dem Hemd.
Nach dem Trocknen der vorher bearbeiteten Flächen mache ich mich auch bei den Handschuhen, den Hosenträgern sowie dem Hemdärmel ans Schattieren.
Später vertiefe ich die Schatten des Hemds noch etwas, dunkle den Grundton der Mütze ab und setze mit Deckweiß bereits erste Lichtreflektionen in die Augen.
Ich füge auch beim Hintergrund erste Schattierungen ein. Außerdem überarbeite ich nochmals die Schattierungen der Haaren.
In den letzten paar Handgriffen dunkel ich einige Schattenflächen stärker ab, setze eine zusätzliche Farbschicht über die Handschuhe und die Hosenträger um einen dunkleren Grundton zu bekommen, erzeuge durch zwei dunkle Flächen im Hintergrund den Eindruck von schräg einfallendem Licht und arbeite bei den Zahnräder die Schattenformen stärker heraus.
Anschließend lasse ich das Bild trocknen und arbeite noch einmal die äußersten Konturen der Person mit dem Tachikawa Pen nach, um sie stärker vom Hintergrund abzuheben.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, hiermit sind wir am